Freitag, 28. Januar 2011

Die Wolken bleiben gleich

Mehr als ein halbes Jahr bin ich nun schon in Argentinien und habe eine Menge erlebt. Sowohl schöne als auch weniger schöne Dinge liegen hinter mir und gleiches wahrscheinlich auch vor mir allerdings kann ich bei diesen noch nicht sagen, welcher Art diese Erlebnisse sein werden. Der Anfang dieses Abenteuers, rückt immer weiter in meinen Erinnerungen nach hinten während das zukünftige Ende immer näher rückt. Sogar meine genauen Flugdaten sind mir jetzt schon bekannt. Am 23. Mai 2011, also im Mai dieses Jahres um 16:55 fliegt mein Flugzeug voraussichtlich vom Flughafen Córdobas ab und am 24. Mai um 20:35 soll ich geplanterweise am Düsseldorfer Flughafen wieder deutschen Boden betreten.
Meine Stimmung hinsichtlich dieser Ereignisse schwankt. Manchmal liege ich bei diesen sommerlichen Temperaturen draußen im Pool und frage mich, wieso ich das alles eigentlich mache. Schwierige Phasen, viele Hindernisse und immer wieder Fehler, die auf meinem Weg liegen. Und so viele Dinge, Verhaltensweisen, Werte und Sitten, die ich in Deutschland gelernt und richtigerweise angewendet habe, und allesamt gelten sie hier nichts. Man schaut mich hier sogar seltsam an, wenn ich Lieder pfeife. Was in Deutschland vollkommen normal und akzeptiert ist, gilt hier als seltsam und es wird erwünscht es zu vermeiden. Fähigkeiten, die hier anders gewichtet werden. Z.B. können viele Argentinier zwar nicht schwimmen, dafür habe ich hier aber noch niemanden kennen gelernt, der seine Personalausweisnummer nicht auswendig aufsagen kann. In Arbeiten wird man hier in der obigen Spalte sogar manchmal nach jener Nummer und dazu noch nach seiner Blutgruppe gefragt. Ich persönlich habe weder von der einen, noch von der anderen Sache eine Ahnung.  Und damit stehe ich in Deutschland wahrscheinlich nicht alleine da. Ich gehe davon aus, dass die Mehrheit der Deutschen wahrscheinlich nicht einmal sagen könnte wo auf ihrem Personalausweis diese Nummer vermerkt ist, ohne diesen aus der Tasche zu ziehen.
Nicht nur die Jahreszeiten laufen hier in Argentinien verkehrt herum. Aber wie immer ist das nur Ansichtssache, denn für einen Argentinier sind all die US-amerikanischen Weihnachtsfilme im Schnee seltsam und man fragt sich hier, was der Weihnachtsmann in Pelzmantel und Stiefeln bei 35 Grad Celsius im Schatten macht. In diesen langen Ferien kommt man häufig auf Gedanken an die Heimat, an Familie und Freunde. Ich bin mehr zu Hause, als wenn ich Schule habe, auch wenn ich mich häufig mit Freunden treffe und obwohl ich meine Gastfamilie wirklich gerne mag, bin ich doch ein wenig froh am Sonntag ein wenig Erholung zu haben, denn meine Gasteltern hatten die letzten zwei Wochen Urlaub. Diese ist schon meine dritte Erkundungstour  durch dieses Land, das neunmal größer ist als Deutschland. Fünf gibt es insgesamt, ich bin also schon weit vorangeschritten. In meinem Kalender dieses Jahres harke ich jeden einzelnen Tag ab und nummeriere sie. Am 14. Februar fehlen noch genau 99 Tage. Er ist also der erste zweistellige Tag und viel fehlt bis dahin nicht mehr. Bei meinem nächsten Blogeintrag liegt dieser Tag wahrscheinlich schon hinter mir.
Aber  sicherlich wird es auch ein seltsames Gefühl sein wieder nach Deutschland zurückzukehren. Viele Dinge werden sich geändert haben, nicht zuletzt auch ich. Selbst mein deutsches Zimmer ist nicht mehr so, wie ich es verlassen habe. Ich habe einen neuen Kleiderschrank und außerdem ist es aufgeräumt. Letzteres wird wohl kein Dauerzustand bleiben. Aber mit diesen Änderungen meine ich nicht nur sichtbare Dinge, wie ein neuere Schrank oder eine neue Frisur sondern auch veränderte Beziehungen zu Freunden und ihre eigenen Persönlichkeiten. Ich hoffe, man wird mich wieder so aufnehmen. Ich zumindest habe die Hoffnung meinen Umkreis nicht zu verlieren.
Und am Ende des Tage liege ich wieder am Pool und denke: Nur die Wolken bleiben so wie sie sind…

1 Kommentar:

  1. ..sehr poetisch und gut erkannt...Veränderungen gehören zum Erwachsenwerden dazu und solange sie nicht negativ sind, ist das gut..hier freuen sich alle sehr auf deine Rückkehr und wir werden dich mit offenen Armen in Empfang nehmen..gaaaanz sicher..denn wir haben dich liiiieeb

    AntwortenLöschen