Sonntag, 31. Oktober 2010

In 24 Stunden durch die Hälfte Argentiniens...

... oder wie Titel noch einfallsloser werden können.
Und wieder sind zwei Wochen vergangen, kaum vorstellbar für mich, denn wenn ich die zurückliegende Zeit einmal genauer betrachte, fällt auf, dass meine Ankunft schon fast dreieinhalb Monate her ist und ich daher schon ein drittel meiner Zeit hier hinter mir liegt. Im Mai des kommenden Jahres werde ich wieder im Flugzeug sitzen und dann mit müden Augen und verspanntem Nacken wieder in Deutschland ankommen...
Dennoch freue mich jetzt schon auf das zusammentreffen mit meiner Familie und meinen Freunden.
Manchmal kommt mir die Zeit hier schon etwas lang vor und ich denke mir: Das schaffst du nie! Wieso bist du hier? Wieso bist du nicht im behaglichen zu Hause geblieben? Wieso liegst du jetzt nicht zu Hause auf dem Sofa mit Decke und Tee und fängst im kalten deutschen Novemberwetter an zu frieren?
Und dann wäre ich gerne in dieser Lage. Man wünscht sich eben das was man nicht hat, denn ich bin mir sicher: Läge ich unter meiner Decke in Deutschland würde ich mich in ein warmes, weit entferntes Land wünschen.
Und wenn ich dann manchmal so zweifle, denke ich an eins meiner Lieblingsbücher zurück, dass ich immer gerne gelesen habe und das mich immer wieder besonders mit gewissen Passagen begeistern konnte:
Momo von Michael Ende.
Wer kennt nicht den alten Straßenfeger Beppo mit seinem Besen?
Hier scheint er mir die passendste Figur für mich als Austauschschüler, weit weg von zu Hause und noch sechseinhalb weitere Monate in einem fremden Land verweilend:


Er fuhr jeden Morgen lange vor Tagesanbruch mit seinem alten, quiet-schenden Fahrrad in die Stadt zu einem großen Gebäude. Dort wartete er in einem Hof zusammen mit seinen Kollegen, bis man ihm einen Besen und einen Karren gab und ihm eine bestimmte Straße zuwies, die er kehren sollte.  Beppo liebte diese Stunden vor Tagesanbruch, wenn die Stadt noch schlief. Und er tat seine Arbeit gern und gründlich. Er wusste, es war eine sehr notwendige Arbeit.Wenn er so die Straßen kehrte, tat er es langsam, aber stetig:Bei jedem Schritt einen Atemzug und bei jedem Atemzug einen Besenstrich. Dazwischen blieb er manchmal ein Weilchen stehen und blickte nachdenklich vor sich hin. Und dann ging es wieder weiter:Schritt - Atemzug - Besenstrich.  Während er sich so dahinbewegte, vor sich die schmutzige Straße und hinter sich die saubere, kamen ihm oft große Gedanken. Aber es waren Gedanken ohne Worte, Gedanken, die sich so schwer mitteilen ließen wie ein bestimmter Duft, an den man sich nur gerade eben noch erinnert, oder wie eine Farbe, von der man geträumt hat. Nach der Arbeit, wenn er bei Momo saß, erklärte er ihr seine großen Gedanken. Und da sie auf ihre besondere Art zuhörte, löste sich seine Zunge, und er fand die richtigen Worte. "Siehst du, Momo", sagte er dann zum Beispiel, "es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man."  Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: "Und dann fängt man an, sich zu beeilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen."  Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: "Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten." Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: "Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein."  Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort: "Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste." Er nickte vor sich hin und sagte abschließend: "Das ist wichtig." 


Dieser Text spiegelt das, was ich tun sollte gut wieder und ich danke Michael Ende dafür, dass er diese Wahrheit in ein so wundervolles Buch geschrieben hat, das mich immer wieder dazu bewegt, an meinen nächsten Schritt, meinen nächsten Atemzug und meinen nächsten Besenstrich denken zu lassen.


Nun aber zu den Ereignissen der letzten Wochen. Besonders will ich euch natürlich von meiner Reise nach Puerto Madryn zu den Walen und Pinguinen berichten:
Meinen Koffer hatte ich am Tag vor der Abreise also schon gepackt und am Mittwoch um zwei Uhr sollte die Reise im Bus Richtung Ziel losgehen. Weil aber vor zwei Uhr Nachmittag noch ein ganzer Morgen offen stand, musste ich dennoch um 6:30 wie gewohnt aufstehen und zur Schule gehen, denn so hatte es meine Gastmutter am  Tag vorher beschlossen und dem hatte ich mich gefügt.
Nach einem also wie immer relativ anstrengendem Schultag ging ich also um 12:35 verfrüht nach hause, denn eigentlich hatte ich Schule bis zwei Uhr und danach noch Sport, doch da ich um diese Zeit schon am Bus zu sei hatte, hatte mir meine Mutter eine Notiz geschrieben, dass ich früher gehen durfte.
Als ich dann zu Hause ankam aß ich, überprüfte noch einmal, ob ich auch alles eingepackt und nichts vergessen hatte und anschließend hievte ich meinen Koffer ins Auto und wir fuhren zum Bus, wo meine Gastmutter sich auch schon schnell wieder von mir verabschiedete, weil sie vergessen hatte Münzen für die Parkuhr einzustecken.
So ging ich dann allein zu meinen deutschen Freunden, die zusammen mit den anderen Menschen der argentinischen Reiseorganisation, mit der wir diesmal fuhren, schon größtenteils vor dem Bus warteten und von denen, wie ich später erfuhr, nur ein anderes Mädchen an besagtem Mittwoch auch in der Schule war.
Dann wurde unser Gepäck verladen und wir stiegen in den oberen Bereich des Doppeldeckerbusses, wobei gleich auffiel, dass wir für diese Fahrt leider nicht dieselben Sitze hatten wie letztes Mal, denn diese hier waren schmaler und leider nicht ganz so bequem. Dennoch, dachte ich mir, sollten sich die fast vierundzwanzig Stunden Busfahrt aushalten lassen und so war es letztendlich auch. Mehrere Male haben wir Pausen gemacht, vielmehr ist nicht passiert. Ich habe sehr viel geschlafen, mir die Podcasts angesehen, die ich auf meinem iPod noch nicht gesehen hatte, ein Hörbuch und viel Musik gehört. 
Und dann habe ich das erste Mal das Meer wiedergesehen.
Es war früh morgens, unsere letzte Pause, damit wir frühstücken gehen konnten. Und als ich aus dem Bus ausstieg und mich umdrehte sah ich es. Noch ein wenig grau, wellig und am Horizont waren Wolken zu sehen. Aber immerhin: Meer. Seine eigentliche Schönheit an ebendieser Stelle lies sich zu dieser Zeit leider nur erahnen. Aber anstatt den schönen Sandstrand, der sich von meinem Standort aus leider nur erahnen ließ, zu erkunde, gingen wir zuerst zusammen frühstücken, wobei ich das Essen wenig genoss und eher hastig herunter schlang um endlich zum Meer gehen zu können, was ich im Anschluss auch tat und zum ersten Mal seit einiger Zeit (seit dem letzten Sommerurlaub) mehr zu spüren, denn so gesehen unterscheidet sich allein vom Gefühl her mit nackten Füßen durchzugehen, das argentinische Meer nicht sehr vom deutschen Meer. Vielleicht ist es ein wenig klarer, kann aber auch sein, dass es mir an diesem Tag nur so vorkam. Jedenfalls ist es schön und obwohl es an dem morgen noch relativ kalt war, konnte ich diesen kleinen Spaziergang nach zwanzig Stunden Busfahrt sehr genießen.
leider fehlten noch drei weitere Stunden und so mussten wir alle gemeinsam wieder in den Bus einsteigen um die restliche Zeit im Gedanken ans Meer weiterzufahren. Letztendlich sind wir auch in Puerto Madryn angekommen und nachdem wir an den ersten Hamburg Süd Container vorbeigefahren waren, sichteten wir unser rosafarbenes Hotel und stiegen aus. Da das Hotel direkt in erster Reihe am Hotel lag, blieb noch die Hoffnung morgens aufzuwachen, ans Fenster zu treten und aufs Meer zu blicken und so gingen wir voller Erwartung in unsere Zimmer. Ich teilte mir meins mit Julia, vielleicht erinnert ihr euch noch aus dem letzten an sie. Jedenfalls betraten wir gemeinsam unser Zimmer, öffneten die noch geschlossenen Vorhänge und blickten hinaus.
Oder eher herein, denn leider führte das Fenster nur in einen winzigen Innenof. 
Da man nun also das Meer nicht vom Zimmer aus betrachten konnte gingen wir, nachdem wir gemeinsam mit unserer Gruppe der deutschen (auswärts) gegessen hatten, betrat ich zusammen mit Julia das erste Mal den Strand Puerto Madryns.
Erste Erkundungstouren ließen erkenne: Schöner Strand, das Wasser wirkte allerdings im ersten Moment noch etwas kalt und beim ersten Kontakt brannten die Füße, was sich aber schnell wieder legte.
Jedenfalls haben wir gemeinsam ersteinmal Sand, Meer und die Umgebung genossen und einige, sehr schöne Fotos gemacht.
Dann aber mussten wir ins Hotel zurückkehren, denn eine kleine Citytour stand auf dem Programm und so erkundeten wir im Bus Puerto Madryn. Es wurde uns ein Ort gezeigt, an dem die ersten Menschen diese Gegend erkundet hatten, nachdem sie in der Bucht, in der Puerto Madryn liegt, vor Anker gegangen waren und anschließend ersten Kontakt mit dem in dieser Gegend ansässigen Stamm der Ureinwohner Amerikas gemacht hatten. Und hier wurde uns auch zum ersten Mal vom großen Problem der Stadt berichtet, denn eigentlich ist dort großartiges Leben von Natur aus nicht möglich, denn es gibt an diesem Ort keine natürliche Wasserquelle und der nächste Fluss ist 70km entfernt, dennoch hat man es mit Hilfe von Leitungen und Tanks geschafft, die Stadt zu einem florierenden Ort entwickelt.
Zurückgekehrt hatten wir Freizeit bis zum Abendessen und auch danach, welche wir für erste Erkundungen durch die eigentliche Stadt nutzten und gleich auf einige sehr hübsche Geschäfte stießen.
Nach dem Abendessen, das übrigens meinen Geschmack weder an diesem noch an den folgenden Tagen traf, 
besuchten wir ein weiteres Mal kurz den Strand und vielen dann nicht allzu spät des Abends müde in die Betten.
Den nächsten Tag stand unser erster Ausflug bevor. nach Punta Tombo sollte es gehen und was wir dort sehen konnten waren kleine Tiere des Südens. Und zwar des Südens, wenn man immer weiter und weiter nach Süden geht: Pinguine.
Denn diese Tiere gibt es hier. Kleine, niedliche, schwarz-weiße Frackträger, die mich ungewollt immer wieder an Dinner-for-one erinnern, was dadurch, dass ich nun im Besitz einer kleinen, von mir gedrehten Videoaufnahme bin, in der ein Pinguin zuerst normal läuft und dann erst in die eine und dann in die andere Richtung über ein und denselben Ast fällt. Aber nicht nur dieses eine Video habe ich von diesen Tieren mitgenommen. ich habe fast die Hälfte des Speichers meiner Kamera mit Pinguin Bildern vollgeschossen.
Das ist auch kein wunder, denn in meinem Leben war ich noch nie so nah an diesen Tieren dran und das ohne Glasscheibe oder Gitterstäbe! Und die Pinguine sind in ihrer natürlichen Umgebung brütend wirklich putzig.
Jedes Jahr kommen sie an diesen Ort um sich zu paaren und ihre Jungen aufzuziehen. Und sie in ihren Bruthölen zu beobachten ist in der Tat ein großes Vergnügen und ich bin sehr froh, dieses Vergnügen nun gehabt zu haben.
Herzförmige Bruthöle
Weil Punta Tombo mitten im Nirgendwo liegt, so wie eigentlich alle Orte dieser Gegend, in der man drei Stunden durch ein und die selbe Landschaft fährt und die sich dann höchstens einmal in der Anzahl der Büsche und Guanacas (Lamaartige Tiere, die man in dieser Gegend auch sehr häufig sieht) unterscheidet, waren wir schon einige Zeit unterwegs, als wir dann Hunger bekamen und unsere Sandwichs aßen, wobei wir zufälligerweise neben einer Gruppe Franzosen saßen, die wir zwar nicht ansprachen, der Julia und ich aber versuchten zuzuhören denn wir beide hatten schließlich in unseren deutschen Schulen Französischunterricht.
Aber dann viel mir auf: Französisch kann ich nicht mehr. Je ne sais pas pourquoi aber eigentlich habe ich fast alles vergessen. Beim bilden des vorangegangenen Satzes musste ich schon überlegen, was "warum" heißt und automatisch lag mir ein spanische "porque" auf den Lippen. Ich freue mich, diese eigentlich doch wirklich sehr schöne Sprache für das laufende Jahr in Deutschland schon abgewählt habe!





Jedenfalls sind wir nach der Besichtigung dieser kleinen Tiere zurück ins Hotel gefahren und waren bis zum Abendessen in der Stadt.
Dort habe ich mir einige andenken an meine Zeit in Patagonien, so heißt nämlich diese Region gekauft, so zwei T-Shirts, einen Armreifen, Postkarten, Lesezeichen etc...
Dann abermals schreckliches Abendessen, Strand, Schlaf, morgens früh aufgestanden, gefrühstückt und wieder in den Bus, denn an diesem Tag fuhren wir um etwas größere Tiere zu sichten:
Mehr als nur etwas größer. Eigentlich noch größer. Jetzt: Wir waren bei den: Walen.
In Puerto Pyramides, so heißt nämlich der kleine Ort an der Bucht, in die der sogenannten Südkaper jährlich zieht um seine Junge zu bekommen und groß zu ziehen.
Leider wurden wir in zwei Boote aufgeteilt um auf Walsichtung zu gehen und ich landete unglücklicherweise auf dem größeren der beiden. Wir haben daher leider nicht sooo viel gesehen wie die andere Gruppe aber immerhin waren es Wale. Das sind schon wirklich beeindruckende Tiere.
Wir haben eine Mutter mit ihrem Kind gesehen und begleitet.
Leider haben wir keine Orkas gesehen, die man in genau dieser Bucht auch noch sehen kann und aber unglücklicherweise der anderen Gruppe vorbehalten waren und ich mich nur an den Fotos danach erfreuen konnte.
Aber alleine die Tatsache, dass ich richtige, große Wale im freien Lebensraum gesehen habe, macht mich froh und ich fand diese Sache ein wirklich tolles Erlebnis an das ich mich auch in einigen Jahren wahrscheinlich noch sehr gern zurückerinnern werde.
Nach dieser Walbeobachtungsfahrt haben wir in einem Restaurant in Puerto Pyramides zu Mittag gegessen und sind danach wieder zurückgefahren, was im Bus auch einige Stunden gedauert hat, denn diese ganzen kleinen Städte liegen nicht gerade nah aneinander.
Dann konnten wir den letzten Nachmittag in Puerto Madryn verbringen. Nocheinmal in die Stadt, die restlichen Andenken kaufen, die man sich eigentlich nicht kaufen wollte, weil sie einem zu teuer erschienen und die man sich aber doch kauft, weil man denkt, dass man es dann später doch bereuen würde, wenn diese nicht im Koffer lägen. Also eine weitere Postkarte, ein paar Ohrringe und eine Tasse noch kurzfristig mitgenommen und den letzten Abend in dem Restaurant gegessen, dessen Essen sich Abend zu Abend zu verschlechtern scheint, weshalb man sich nachher eine Pizza gekauft und mit der Freundin geteilt hat, Koffer gepackt, letzter nächtlicher Strandspaziergang genossenm bei dem der Mond voll und hoch über dem Wasser stand und das letzte Mal im anscheinend viel zu schmalen Hotelbett geschlafen, denn am Morgen hing ich wie gewohnt halb aus diesem Bett heraus und war dem Boden näher, als mir lieb war.
Dann ging es wieder zurück. Um acht Uhr morgens wurde der Bus ein weiteres Mal bestiegen, es wurde sich bequem gemacht und die erste Staffel geschlafen.
Die erste Pause wurde an dem Ort gemacht, an dem wir auf der Hinfahrt die letzte pause gemacht hatten.
Und jetzt offenbarte sich die ganze Schönheit dieses Ortes:
Grüne Papageien mit schillerndem Brustgefieder flogen umher, das Meer schien blau wie nie und unweigerlich musste ich an Erich Kästners 35. Mai denken und an Konrad und seinen Onkel in der Südsee.
Eine herrliche Umgebung!
Weißer Sandstrand, blaues Meer mit weißen Schaumkronen.
Ein wahrer Genuss in den ich in meinen leben wirklich noch einmal kommen möchte, weshalb ich in den nächsten Souvenirshop gegangen und mich auf einer Tasse des Namens des Ortes versichert habe:
Las Grutas. Hoffentlich bleiben diese zwei Wörter noch einige Zeit in meinem Gedächtnis...
Der Rest der Reise verlief doch sehr Ereignislos und so kamen wir am Montagmorgen um sieben Uhr wieder in Córdoba an. Den restlichen Tag habe ich größtenteils verschlafen. Dienstag war ich dann wieder in der Schule und generell wurde mir mittlerweile eröffnet, dass ich jetzt Noten und ein Zeugnis bekomme.
das bedeutet Arbeit und die haben mir meine Lehrer dierekt einmal aufgebrummt sodass ich die letzten drei Tage mit dem Schreiben einer spanischen Arbeit über die Themen wissenschaftliche Arbeit, Adoleszenz und Kinderrechte geschrieben habe und noch verschiedene Projekte ausstehen.
Manchmal ist das wirklich schwierig, denn  jetzt verstehe ich, wie man sich fühlt, wenn man einen Text auswendig lernen und begreifen soll, von dem man nicht einmal die Überschrift ohne Wörterbuch versteht.
Aber ich hoffe trotzdem, dass es gut läuft. Denk immer an Beppo, sage ich mir dann. Danke Michael Ende.
Da ich morgen wieder in die Schule muss, beende ich diesen Post mit diesen Worten und meinen letzten Bildern für meine Daheimgebliebenen. Erst jetzt weiß ich zu schätzen, was ich an euch habe:








Bis bald,
eure Anja

Dienstag, 19. Oktober 2010

Länger, länger ist's jetzt her

Schaut bloß nicht aufs Datum dieses und des letzten Eintrags, vergleicht bloß nicht die Zeitspanne, die zwischen diesen beiden Dingen liegt. Wenn für euch die Zeit genauso schnell vergeht, wie für mich, dann fällt es wohl auch niemandem auf, dass besagter Unterschied nun wieder mehr als zweieinhalb Wochen beträgt.
Dieses leicht angeschlagene Gewissen, dass ich immer davontrage wenn eine weitere Woche vorrübergegangen ist und ich immer noch keinen weiteren Post angefangen habe, ist kein sonderlich schönes Gefühl...
Und trotzdem trage ich es anderthalb Wochen danach noch mit mir herum, obwohl es doch eigentlich keine Sache von sonderlich großer Schwierigkeit  wäre, diese Situation aufzulösen, aber wenn man mich auch nur annäherungsweise kennen gelernt hat, ist wahrscheinlich bekannt: Meine Motivation und ich haben uns gestritten, seitdem leben wir getrennt.
Mir fehlt wohl das Talent mich selbst zu motivieren und nur der Gedanke an meinen armen, nun frierenden Daheimgebliebenen bringt mich dazu mich bisweilen vor meinen Laptop zu setzten und das Verfassen eines neuen Eintrags zu beginnen.Und wenn ich einmal vernünftig angefangen habe, stelle ich fest, das mir das Schreiben eigentlich Spaß macht und ich doch gerne erzähle, was mir in diesem immer noch unendlich fremd erscheinendem Land alles geschieht (wobei mir auch Deutschland in einigen Dingen nicht sonderlich heimisch vorkommt, wie ich immer wieder entdecke).
Meine Abneigung gilt anscheinend jeglichen Anfängen.
Wenn ich darüber einmal hinweg bin, komme ich mit dem Restlichen meistens gut zurecht.
Ich jage dem Anfang hinterher wie die Hunde dem Keks...
Was für eine Erkenntnis.
 Aber am Besten wäre es, wenn ich, meine Schlüsse aus dem Vorhergegangenen ziehend, anfange zu berichten, was die letzte Zeit erlebt habe, auch wenn es mir wieder merklich schwer fällt, einen Anfangspunkt zu finden.
Vielleicht würde sich ein chronologischer Aufbau empfehlen...
Also gehe ich nun geistig zurück zum 2. Oktober. Einem Samstag, wenn meine Erinnerung mich nicht trügt und ich erinnere mich daran, dass meine Gasteltern auf eine Feier eingeladen worden waren, auf die wir als ihre Kinder (oder als ihre Kinder und ihr Gastkind) nicht erwünscht waren, weshalb wir zu meiner Großmutter nach Rio Ceballos geschickt wurden, der Ort, der mittlerweile einen Platz in euren Gedächtnissen einnehmen könnte, denn er ist bereits mehrfach in meinen Berichten aufgetaucht:
Der erste Ort, an dem ich auf argentinischem Boden übernachtet habe, die Besuche meiner Großmutter, das im letzten Eintrag erwähnte "Campamento"...
Das alles fand in diesem kleinen Ort vor Córdoba statt und ich werde mich vermutlich noch einige Male in diese Richtung begeben.
Zwecks der Übernachtung sammelte ich also zur Mittagszeit (oder auch nach dem Aufstehen, was bei mir am Wochenende ein- und demselben entspricht) meine Sachen zusammen, um sie in meinen Rucksack zu packen und suchte auch alle Kabel meines Notebooks zusammen, denn ich hatte für Montag noch an schulischer Arbeit zu erledigen. Genauer gesagt, sollte ich ein Referat über die Geschichte meiner deutschen Heimatstadt halten. Da freut man sich als lernfauler Schüler natürlich sehr, wenn diese ihren Anfang in einer Befestigung der Römer gefunden hat und man mehr als zweitausend Jahre Geschichte zusammenfassen darf....
Dennoch habe ich mich bei meiner Großmutter angekommen "liebend gerne" an die Vorbereitung gegeben, meinen argentinischen Mitschülern einen Eindruck meiner Heimat zu vermitteln.
Kopfhörer ausgepackt, Musik angeschaltet und von der Außenwelt abgeschnitten um so dem gelegentlich an den Nerven sägenden Gesang meiner kleinen Gastschwester zu entgehen.
Meine ältere Schwester hatte sich dagegen entschieden mit uns zu kommen. Verständlich, dass man mit zwölf und sechzehn Jahren Abends noch nicht alleine zu Hause bleiben darf...
Wir haben gemeinsam gegessen, ich habe meine Arbeit erledigt, habe meine Schwester Korrektur lesen lassen wobei mir beim zweiten Lesen wieder einige Flüchtigkeitsfehler ins Auge gefallen sind.
Danach hatte ich mir fest vorgenommen das ganze Auswendig zu lernen, damit ich nicht Worte suchend vor meiner Klasse stehen muss, doch dieser Versuch konnte meine Aufmerksamkeit nicht an sich binden und somit bin ich zum Lesen des ebenfalls mitgebrachten Buches übergegangen.
So langsam gehen meine Vorräte zu Ende. Es fehlen nur noch zwei deutsche Exemplare und ich müsste anfangen, Bücher nochmals zu lesen, obwohl das eine Sache ist, die mir außerordentlich missfällt.
Gut. Irgendwann war ich dann müde, bin nach den ersten fünfzig Blättern des 1400 Seiten starken Werkes eingeschlafen und bin gegen Sonntagmittag wieder aufgewacht.
Es wurde gegessen und meine Mutter kam. Gemeinsam haben wir noch ein wenig geredet und sind dann mir meiner Großmutter ins nahe gelegene Haus meiner Tante gefahren und ich konnte mich versichern, das es den dortigen Katzenbabys immer noch gut geht. Niedlich sind sie immer noch aber schon bedeutend größer geworden. Dennoch bleiben sie noch bei Muttermilch.
Da ich um vier mit einem der Deutschen zwecks Erarbeitung einer weiteren Präsentation, diesmal über das Deutsche Schulsystem, verabredet war, sind wir rechtzeitig losgefahren und wären auch fast pünktlich angekommen, wenn nicht meiner Gastschwester aufgefallen wäre, dass sie überlebenswichtige Utensilien im Haus der Oma hat liegen lassen:
Bei einer deutschen Freundin im Garten
Ihr Handy und das Ladegerät desselben.
Und weil sie keine zwei Tage ohne diesen kleinen rosa Begleiter leben kann, der regelmäßig die "musikalischen" Verirrungen der Jonas Brothers und die neuesten Lieder einer hier sehr bekannten Soap, die sich Casi Ángeles nennt, ausspuckt, mussten wir natürlich auf halber Strecke umdrehen, wobei wir letztendlich
etwa eine halbe Stunde nach dem verabredeten Zeitpunkt an unserem Haus eintrafen.
Die Präsentation am Montag lief gut. Ansonsten ist nicht viel Interessantes in dieser Schulwoche geschehen.
Freitag Abend bin ich dann zu einer guten Freundin, Julia, ebenfalls Deutsche aber von einer anderen Organisation, obwohl wir hier als Partnerorganisation beide dieselbe haben, gefahren.
Wir waren zusammen auf dem 15. Geburtstag einer dritten Deutschen, wobei wir allerdings etwas verspätet eintrafen, denn obwohl ich pünktlich im Hause der Familie Julias stand, war ihre Mutter nicht anwesend und wir mussten uns gedulden, bis diese zurückkam um uns im Auto zu bringen.
Nach der Feier bin ich dann mit Julia nach Hause gefahren worden und habe wie geplant bei ihr übernachtet und den nächsten Tag auch noch bei ihr zugebracht, denn sie feierte den folgenden Sonntag, also den nächsten Tag Geburtstag und gemeinsam haben wir Kekse für die eingeladenen Gäste vorbereitet.
Als mein Vater mich abholte, sagte er mir, dass es nicht feststünde, ob ich am nächsten Tag zurückkommen könnte, denn wir hatten einen gemeinsamen Auslug in die Sierras geplant.
Die Sierras de Córdoba sind ein kleines Gebirge, das in der Provinz Córdoba liegt.
Gemeinsam sind wir also Sonntagmorgen aufgebrochen um dieses Gebirge ein wenig zu erkunden.
800 Höhenmeter galt es bei strahlendem Sonnenschein zu überwinden.
Da ich sehr gerne wandern gehe, habe ich mich sehr auf diesen Aufstieg gefreut und wir begonnen nach zwei Stunden Anfahrt und nachdem wir unsere Tickets gekauft hatten, denn der Wanderweg ist in privater Hand, die ersten Meter zu laufen.
Bereits nach fünf Minuten war meine zwölfjährige Gastschwester nicht mehr bereit ihren Rucksack zu tragen und während wir sechsjährige an uns vorbei laufen sahen, wurde sie immer langsamer.
Meine Mutter und ich gingen voraus und hielten gelegentlich inne, um auf meinen Gastvater und meine Gastschwester zu warten, die in beträchtlichem Abstand hinter uns her gingen.
Nachdem wir nach etwa zweeinhalb Stunden, Pausen mitgerechnet, am Gipfelkreuz angekommen waren, streikte meine Gastschwester entgültig mit der Begründung sie habe Kopfschmerzen.
Mein Vater hatte vorgesorgt und gleich eine Kopfschmerztablette parat. Generell scheint man hier mit Medikamenten großzügiger umzugehen als in Deutschland. man wirft sich die bunten Pillen munter in den Rachen.
Nach fast einer Stunde der Rast auf dem Gipfel drehtem wir um, um den Abstieg zu beginnen.
Doch nach circa zweihundert Metern Fußweg beklagte sich meine Schwester, setzte sich an die Seite des Weges und weigerte sich weiterzugehen. Meine Gastmutter blieb also zurück um mit ihr zu reden und ich setzte mit meinem Vater den Weg langsam fort.
Doch niemand kam nach.
So gingen wir zurück, nachdem uns von anderen Wandernden berichtet wurde, dass das Mädchen dort oben sich leider gar nicht wohl fühle.
Gut, dachte ich mir, wenn meine Schwester jetzt einen Aufstand macht, kann ich heute Abend nicht mehr pünktlich auf der Geburtstagfeier meiner Freundin ankommen.
In der Zwischenzeit hatte meine Gastmutter die uns für den Notfall übergebene Handynummer gewählt, denn es war nichts zu machen:
Meine Gastschwester trank nichts mehr, aß nichts mehr und weigerte sich erst recht, einen Fuß vor den anderen zu setzten.
In Tränen aufgelöst lag sie also am Wegesrand und beklagte sich darüber, dass sie sich nicht wohl fühle.
Nach zehn Minuten der Wartezeit kam also ein Helfer an, stellte fest, meine Schwester hätte zu wenig wasser getrunken und sagte, es mangele ihr wahrscheinlich noch an Salz.
Deshalb rührte er ein rosafarbenes Getränk an, das dem anscheinend entgegenwirken sollte, denn dieser Mann war sozusagen Mitglied der privaten Bergwacht.
Nur hatte er nicht mit meiner Gastschwester gerechnet:
Sie wollte nicht trinken und brach in einen Heulkrampf aus, an dessen Ende sie sich erbrach.
Dennoch wurden ihr langsam einige Tropfen der Flüssigkeit zugeführt, worauf sich das ganze erneut abspielte.
Es wurde der Artzt der Bergwacht hinzugerufen. Auch er stellte fest, dass es meiner Schwester an Wasser fehlt: Trink!
Doch nein. Sie weigerte sich. Sie wolle nichts trinken und habe auch keinen Durst, lautete ihre Antwort.
Dennoch war sie nun bereit auf zureden des einen Mannes einige Schritte zu gehen. Sie stand auf...
Bewegte ein Bein  vorwärts...
Dann das Andere...
Man hielt die Luft an...
...und atmete aus, als sie sich auf den begrasten Rand des Gehwegs fallen ließ.
Ich will euch jetzt nicht mit langweiligen Einzelheiten weilen, denn auch ich bin langsam müde und merke es vor allem meiner Rechtschreibung an:
Ich bin aus der Übung gekommen und die Müdigkeit tut das ihre dazu.
Fortwärts, Nazional, Atmetete...
Was doch alles für ein Unsinn enstehen kann!
Letztendlich sind wir also hinuntergekommen.
So ziehmlich als letzte haben wir den Weg verlassen, denke ich, denn die Sanitäter haben uns begleitet, schließlich musste meine Schwester irgendwie herunterkommen und da sie sich weigerte zu laufen, wurde sie von den jungen, relativ kräftigen Männern Huckepack heruntergetragen.
Am letzten Abschnitt ging es ihr dann wie durch ein Wunder wieder besser und ich fragte mich, ob das nun an dem sich näherndem Gedanken an das Sitzen im Auto oder daran, dass ich nun nicht mehr pünktlich zur Feier erscheinen konnte war.
Aber nein, ich will meiner Schwester nichts böswilliges unterstellen, nur ist es für mich, die ich mit zwei älteren Brüdern aufgewachsen bin, etwas gewöhnungsbedürftig eine kleine Schwester zu haben, die all das toll findet, was man selber auch in diesem Alter nicht mochte:
Rosa, Soaps, Disney "Rock", Modeln...
Und meine Interessen beschreibt sie als durchweg langweilig...
Dennoch verstehen wir uns gut und auch wenn sie mir gelegentlich auf die Nerven fällt, scheint das umgekehrt eher weniger der Fall zu sein, denn ständig liegt ein: "Te quiero, Anja", auf ihren Lippen.
Und nachdem wir dann unten angekommen waren, der Arzt sich von ihrem sich verbesserndem Zustand nocheinmal überzeugt hatte und sie zum ersten Mal wieder fast einen halben Liter Wasser und feste Nahrung zu sich genommen hatte, konnte sie auch wieder lächeln.
Ich allerdings nicht denn mir war klar, dass wir wegen dieser Verspätung nicht vor 23:30 unser haus betreten würden.
Julias Geburtstag
Diese Angst bewahrheitete sich dann auch.
Dennoch habe ich mir ein Taxi rufen lassen und bin zu meiner Freundin gefahren, nachdem ich mich umgezogen hatte.
Da die Feier um zehn Uhr angefangen hatte, kam ich zwar etwas erschöpft und mit zweieinhalb Stunden Verspätung am Haus meiner Freundin an, aber immerhin lebte ich noch und hatte den Berg ohne Heulkrämpfe und ohne mich zu übergeben überstanden.
Letztendlich wurde es noch eine vergnügliche Nacht und ich schlief wieder bei Julia.
Gemeinsam haben wir auch den sich anschließenden, schulfreien Montag verbracht.
Die sonstige Woche hielt wenige Überraschungen bereit.
Mittwoch allerdings war ich beim Arzt, ich bin wieder erkältet und war in den letzten drei Tagen das erste Mal seit Jahren zumindest ab und zu ein wenig heiser.
Und trotz der Erkältung habe ich auch das letzte Wochenende schön verbracht.
Weil meine Eltern wieder auf einem Fest waren, haben wir auswärts geschlafen, dieses Mal allerdings bei der anderen Oma.
Samstag angekommen, viel gelesen, gut gegessen, wegen des Hustens nicht ganz so gut geschlafen.
Sonntag zum Muttertag, der hier an diesem Tag stattfand eine Familienfeier mit großem Asado erlebt und zum ersten Mal den Kopf eines Schweins aus einem Asado-Ofen kommen gesehen (ich habe mich danach eher an Hühnchen gehalten, dass ziehe ich dem ganzen vor)...
Übrigens: Herzlichen Glückwunsch zum Muttertag. Ich hab dich lieb und denk daran dass, wenn der Muttertag in Deutschland stattfindet, ich schon fast wieder zurück bin.
Jedenfalls war ich heute nochmal beim Arzt und damit ich für die anstehende Reise nach Puerto Madryn gerüstet bin, habe ich jetzt Hustensaft, Hustenspray, Antibiotika und Inhalationen verschrieben bekommen.
Ich hoffe, dass das ganze schnell wirkt, denn bereits Mittwoch werde ich meine Familie für einige Tage verlassen um Wale und Pinguine zu betrachten.
ich freue mich schon jetzt sehr darauf.
Hoffentlich bleibt die Vorfreude nicht die schönste Freude,
Bis bald,
Anja

PS: Das folgende Bild ist für eine gaaaaaanz besondere Freundin:

Freitag, 1. Oktober 2010

Lang, lang ist's her...

..., dass ich mich das letzte Mal aus dem Land der Gauchos gemeldet habe.
Wenn ich auf das Datum des letzten Eintrages schaue, sehe ich mit schlechtem Gewissen, dass mehr als zwei Wochen schon zwischen diesen Momenten und meiner letzten Bemühung euch mitzuteilen, was um mich herum geschieht, liegen.
Ich hoffe, dass mir das im nun nicht mehr so sonnigen Deutschland (*schadenfroh*) niemand übel nimmt und man sich einfach darüber freut, wieder von mir zu hören.
Von dem, was in der Schule geschieht, brauche ich wohl nicht mehr viel erzählen, mittlerweile kommt nämlich nicht mehr viel Neues hinzu, was man in Deutschland nicht schon gelesen, gehört oder in Deutschen Schulen selbst erlebt hätte.
Daher beschränke ich mich darauf zu sagen: Ich gehe hier die Wochentage zur Schule, fühle mich dementsprechend wohl, obgleich ich am frühen Aufstehen noch nie Gefallen gefunden habe.
Mehr muss ich dazu denke ich nicht sagen und da es hier in Argentinien eher ungewöhnlich ist, dass man sich außerhalb der Wochenenden trifft und so beschränken sich meine Aktivitäten während dieser Tage auf die alltäglichen und Sport, denn ohne das zweimal wöchentliche Fußballspielen und Schwimmen wäre ich mittlerweile schon um einige Kilogramm schwerer...
Am Wochenende also, dass auf meinen letzten Post folgte, habe ich mich Samstag mit einer Freundin getroffen, die ebenfalls Deutsche ist und ihr im Gegensatz zu mir fünfmonatiges Auslandsprogramm genießt.
Wir haben viel geredet, unsere Erfahrungen ausgetauscht, haben uns einige Geschäfte angeschaut und waren gemeinsam Eis essen und das in einer Eisdiele, die nicht die große Aufschrift "Grido" trägt, denn diese Marke wächst hier alle 300 Meter wie Unkraut aus dem Boden und verkauft dabei nicht einmal das leckerste Eis!
Wirklich gutes Eis verkauft aber der laden, den ich mit meiner deutschen Freundin besucht, die ich übrigens zufälligerweise beim Schwimmen kennen gelernt habe, dass sie genauso wie ich zweimal wöchentlich besucht.
Die Eismischung aus "Ferrero-Rocher" und "Dulce de Leche" trägt übrigens zwar nicht gerade zum Schlankbleiben bei, ist aber sehr zum Genießen geeignet und ich denke, dass ich diesen Ort, den ich Dank meiner älteren Schwester kennen gelernt habe, noch einige male besuchen werde. An diesem Tag habe ich auch noch ein Geschenk für den Geburtstag meiner Großmutter am folgenden Tag und ein gelbes Top gekauft, welches mir am folgenden Montag dienen sollte. Wozu, werde ich im Folgenden noch ausführen.
Am nächsten Sonntag habe ich dann den 70. Geburtstag meiner Gastgroßmutter feiern dürfen.
Einige neue Mitglieder meiner Familie habe ich dabei kennen gelernt und gemeinsam haben wir viel gegessen und gelacht. Meine Gastmutter  hat wieder Kuchen gebacken, den ich am Tag vorher mit meiner Schwester verziert hatte. Diesen Tag mit meiner Familie zu verbringen und mit meiner neuen Oma diese Momente zu teilen, war sicherlich eine Bereicherung für mich und für sie.
Abends war ich dann auch dementsprechend müde und habe mich schlafen gelegt.
Die nächste Schulwoche hielt zumindest einen unbekannten Anfang bereit:
Den Dienstag dieser Woche wurde der Frühlingsbeginn gefeiert, was hier in Argentinien im Unterschied zu Deutschland nicht mit resigniert ausgesprochenen Worten "Wow, es ist Frühlingsanfang" (bekanntlich fühlt man sich in Deutschland zu dieser Zeit wenig frühlingshaft), sondern mit großen Festen und vielen Blumen gefeiert wird, wobei sich dieses zumindest in der Provinz in ich lebe noch in Grenzen hält, denn mir stockte wirklich der Atem als ich per Fernsehübertragung die Festlichkeiten in Buenos Aires verfolgte.
Jedenfalls begann meine Woche nach Schultradition also mit einem so genannten "Intertribu".
Eine Flagge, die von der Abschlussklasse  entworfen und
genäht worden ist.
Dabei wird jede Klasse in zwei Teams aufgeteilt, die sich gelb und grün nennen und in verschiedenen Sportarten gegeneinander antreten.
Wenn ein Team eine Disziplin in seiner Altersklasse gewinnt, bekommt es Punkte und das Team, welches am Ende die meisten Punkte hat, hat gewonnen.
Vor diesem Ereignis gehen einige Schüler der sechsten und damit der Abschlussklasse durch die einzelnen Klassen und man kann sich für höchstens zwei der Sportarten eintragen lassen.
Für Mädchen stand Laufen, Hockey, Fußball, Volleyball und Tauziehen und für Jungs Fußball, Volleyball, Laufen, Fußballtennis und Tauziehen zur Auswahl. letztendlich war es aber egal, für was man sich eingetragen hat, wenn man Lust hatte zu spielen, ist man zu einer der Sportarten gegangen und wenn nicht, eben nicht.
Ich habe an diesem Tag letztendlich Fußball gespielt (und dabei zwei Tore geschossen bei einem Spiel, dass letztendlich 2:0 ausgegangen ist) und beim Tauziehen, dass als einzige Sportart mit allen Jahrgangsstufen auf einmal  ausgeführt wurde und das mein Team auch gewonnen hat.
Dieser Tag bildet übrigens eine der wenigen Ausnahmen, an dem wir nicht in Schuluniform erscheinen müssen, sondern uns in der Farbe unseres Teams kleiden können.
Dieses Bild ist morgens entstanden,
da war mir noch kalt und ich hatte noch keinen Sonnenbrand...
Des morgens bin ich an diesem Tag also im Samstag gekauften gelben Top zur Schule gegangen und geordnet nach Jahrgangsstufen sind wir dann in Bussen zu einem großen Sportplatz gefahren, weil die Möglichkeiten meiner Schule, obgleich sie keine kleinen Sportplätze hat, für Angelegenheiten dieser Größe nicht ausgelegt.
Der Sportplatz war zwar schön, aber leider gab es wenige Möglichkeiten des Schattens, was mir besonders an diesem Tag nicht gut bekommen ist, denn als ich nach Hause kam und in den Spiegel schaute, entdeckte ich, dass meine Schultern und mein Gesicht in etwa die Farbe von Himbeerwackelpudding aufwies. Eine Woche danach lässt sich sagen, dass es so schlimm nicht gewesen sein scheint, denn bloß ein kleiner Fleck auf meiner Schulter hat die von einem Sonnenbrand trockene Haut abgeworfen, dennoch ist jetzt genau erkennbar, welche Partien mein Top bedeckt hat, und welche nicht...
Den Abend dieses Tages habe ich mit Freunden bei mir zu Hause verbracht.
Frühlingsanfang
Mit insgesamt zehn Leuten, haben wir uns mit Erlaubnis meiner Mutter um zehn Uhr abends getroffen und gemeinsam geredet, Empanadas bestellt und gegessen, Cola, Sprite und Fanta getrunken und sind dann um drei Uhr des Nachts auseinander gegangen, was wir uns erlauben konnten, weil besagter folgender Dienstag der Frühlingsanfang Argentiniens ist, den ich größtenteils mit Lesen in meinem Bett verbracht habe, denn nach zwei Monaten nahezu vollkommener Trockenheit fing es natürlich gerade am Frühlingsanfang an zu regnen oder eher zu schütten, denn in einigen Teilen der Stadt war der Niederschlag von dermaßener Stärke und Menge, dass diese Unterwasser standen, wovon mein Viertel glücklicherweise verschont blieb.
Den Mittwoch nach diesem Regenschwall, der übrigens immer noch nicht ganz aufgehört hatte, und nachdem in einer großen Feier, in der der Gewinner des Intertribus bekannt gegeben worden war (der übrigens mein Team ist :-)) und wir gemeinsam das Frühlingskönigspaar und den Frühlingstrasvestiten gewählt hatten, die jede Klasse zur Wahl bereit gestellt hatten, war ich gemeinsam mit meiner Mutter im Zentrum, um das Geld für die Reise nach Puerto Madryn zu bezahlen. Diese Reise wird diesen Monat noch stattfinden und ich freue mich sehr darauf, daran teilzunehmen, denn zu sehen sind dabei unter anderem Wale und Pinguine.
Ich werde dann einige Fotos machen und sie euch schicken, damit ihr auch ein bisschen etwas von dem habt, was ich hier sehe.
Den Donnerstag der Woche war ich dann beim Goethe-Institut in Córdoba und habe mir einen Leserausweis ausstellen lassen, weil ich gerne einige der in der zum Institut gehörenden Bibliothek stehenden Bücher lesen möchte, die mich sehr interessieren.
Freitag und Samstag habe ich recht ruhig verbracht. Samstag Abend war ich in einem der vielen Shopping-Zentren Córdobas um mir eine neue Sonnenbrille zu kaufen, denn meine hat den Transport im Koffer leider nicht überstanden und dennoch benötigte ich eine, denn Montag bis Mittwoch der vergangenen Woche war ich mit meiner Klasse beim so genannten "Campamento", was genau das ist, dazu werde ich kommen, nachdem ich berichtet haben werde, dass ich den Sonntag des Wochenendes bei meiner zweiten Gastoma verbracht habe und wir gemeinsam Asado gegessen haben.
Das "Campamento" findet hier in  allen Jahrgangsstufen meiner Schule statt, wobei die jüngeren Schüler in Betten, die älteren in Zelten schlafen.
Man fährt gemeinsam im Bus hinaus an einen relativ abgelegen Ort (dennoch ausgewiesener Campingplatz mit einigen Gebäuden, die unter anderem auch Betten beherbergen) und macht verschiedene Spiele, Wanderungen und lernt Dinge über Natur und Überleben, was an sich ganz interessant ist und letztendlich auch sehr vergnüglich verbracht werden kann, wenn es nicht gerade wie am ersten Tag meiner Reise regnet, wie zu Frühlingsbeginn, was allerdings den Vorteil hatte, dass wir Nachts nicht in den doch eher unbequemen Zelten, sondern in Betten schlafen durften, nachdem wir Tagsüber den Versuch einer ersten Wanderung unternommen hatten, die wir nach zehn Minuten abbrachen, weil der Regen mit zuvor ungekannter Stärke erneut einsetzte, nachdem er eine kurze Pause eingelegt hatte.

Am zweiten Tag nun haben wir die Zeit mit einersiebenstündigen Wanderung verbracht, während der ich viel Neues gesehen und einige neue Dinge gelernt habe.
Wir haben unter anderem z.B. gelernt, wie man Feuer mit Batterien und Stahlwolle entfacht, welche Arten es gibt, Holz zu Feuerstellen zuzsammenzulegen, wie man Menschen wiederbelebt oder ihnen hilft, wenn sie in den bergen verunglücken, wie man zum Trecking seinen Rucksack am besten packt...
Das Land meines Austausches hat wirklich wunderschöne Gegenden.
Auf dem Rückweg der Wanderung sind wir übrigens an einem kleinen Wasserfall vorbei gekommen und haben zuerst nur unsere Füße gekühlt, denn dieser Tag war sehr warm und sonnig, doch wie es eigentlich vorhersehbar war, sind nur wenige von uns letztendlich trocken geblieben und auch ich bin mit Top und Jogginghose am Wasserfall schwimmen gegangen.
Es war wunderbar, auch wenn mir danach etwas kühl war.
Aber des Abends war dieses Gefühl wieder verflogen, denn gemeinsam mit den begleitenden Lehrern hatten wir gemeinsam eine Art bunten Abend vorbereitet, an dem wir getanzt, gespielt und Sketche aufgeführt und gesehen haben, wobei unsere Lehrer einen großen Part des Abends füllten und ich kann auch generell sagen, dass das Verhältnis Lehrer-Schüler hier ein anderes ist, denn viele der Lehrer pflegen ein weniger distanziertes Verhältnis zu ihren Schützlingen, was ich persönlich mittlerweile zu schätzen gelernt habe, denn dadurch hatten sowohl ich, als auch meine Klassenkameraden und Lehrer viel Spaß, der andernfalls sicherlich nicht zustande gekommen wäre.






Den dritten Tag haben wir viel geredet, erst über die Probleme, die im Klassenverband existieren, geredet und danach, gegen Ende des Campamentos darüber, wie es uns gefallen hat und was wir gerne verbessern würden.
Letztendlich sind wir zurückgekehrt und ich habe schon wieder ein leicht rotes Gesicht, nachdem der erste Sonnenbrand gerade abgeklungen war.
Ich werde es schon überstehen.
Viele Grüße aus dem zeitweilig sonnigen Argentinien,
Anja