Freitag, 30. Juli 2010

Der wahre Tanz

Liebe Familie, liebe Freunde, liebe Bekannte, liebe Stalker,
heute wieder:  Neue Nachrichten aus Argentinien.
Wie ich hoere, lest hier meine Erlebnisse zu Hause mit Begeisterung nach und auch mir bereitet es Spass, euch mitzuteilen, was mir hier alles geschieht.
Heute war der letzte Tag des Spanisch-Intensivkurses in Set-Idiomas und am Dienstag werde ich zum ersten Mal meine neue Schule, eine neue Klasse und eine neue Umgebung betreten, denn der Montag ist naechst Woche schulfrei, wie mir meine kleine gastschwester, die diesselbe Schule wie ich besucht, gerade mitteilte.
Was ich dort erlebe, werde ich euch dann im naechsten Blog mitteilen.
Aber zuerst, zu dem, was ich euch eigentlich letzten Blogeintrag erzaehlen wollte und weshalb ich diesem den Namen "Tango Argentino" gegeben habe...
Ihr kennt mich, an alles, was nebensaechlich ist, denke ich und das Wichtigste verliere ich aus den Augen.
Also, zurueck zur Vorbereitungswoche. Von letztem Blogeintrga, bin ich euch noch ein Bild der Empanadas schuldig. Diese Schuld kann hiermit abgetragen werden.



Empanadas sind meine neue Leidenschaft (solange sie nicht zu viel Gemuese enthalten...).
Schon die Zubereitung erfuellt mich mit Freude. Der Geruch! Und der geschmack erst! Wenn ich zueueck komme, backe ich sie fuer meine Familie. meine Freunde sind natuerlich herzlich eingeladen an diesem grandiosen Festmahl teil zu haben.
Aber auch wenn das Essen hier in Argentinien einen grossen Teil meiner Zeit in Anspruch nimmt, da ich noch nicht viel verraeterisches gemuesegruen auf meinem Teller entdecken konnte, besteht doch nicht mein ganzes Leben hier aus diesem Genuss.
Wovon ich eigentlich berichten wollte, das soll jetzt nicht wieder hintenan gestellt werden, denn es folgt genau in diesem Moment... Jetzt... Nur noch ganz kurz warten... Jetzt... Und mit Verspaetung endlich eingetroffen...
Der Tango!
Denn: Was waere Argentinien schon ohne Tango?!
Sicher, ein Land mit viel Kultur, gutem Essen, netten Leuten, wunderschoener Landschaft...
Ok, ok, ich sehe ein, dass Argentinien auch ohne Tango schoen ist, aber er gehoert dennoch dazu!
Und deshalb, haben wir waehrend der Vorbereitungswoche auch eine Tango-Show mit anschliessender Einfuehrung in diesen Tanz erleben duerfen. Ich bin zwar taenzerisch vollkommen unbegabt, die Show hat mir aber dennoch gefallen und das anschliessende "Selber-Tanzen" war unterhaltsam...
...fuer alle, die mir dabei zugeschaut haben.
Rechts ein Foto der Vortaenzer. Wow!
Aber nicht nur Tango ist hier in Argentinien bekannt und wird viel getanzt, sondern auch ein Volkstanz namens Chacarera. Sogar in den Diskos?! wird dieser tanz immer wieder gerne getanzt und es ist somit notwendig ihn zumindest in seinen Grundzuegen zu kennen.
Mir persoenlich gefaellt allerdings der tango deutlich besser, auch wenn dabei dir gefahr groesser ist, dass man seinem Gegenueber auf die Fuesse tritt, kann man ihn auch tanzen, wenn man selber die Schritte eigendlich nicht kennt, da nder tanzpartner fuehrt und somit alles vorgibt, was man koennen muss.
Wenn dieser allerdings auch nicht weiss, was er tun soll, dann sieht das Ganze so aus, wie in unserer Tangostunde...
Meine Spanischkenntnisse verbessern sich von Tag zu Tag und ich lerne jedesmal unglaublich viele neue Woerter.
An alle kann ich mich leider nicht immer erinnern, aber das Meiste merke ich mir nach mehrmaliger Verwendung durch andere Personen doch recht gut.
Nicht zuletzt verdanke ich diese Verbesserung allerdings dem Spanischunterricht, den ich die gesamte Vergangene Woche von 9:00 Uhr morgens bis um 13:30 Uhr des Mittags hatte.
ich verstehe mittlerweile schon recht viel und auch wenn ich noch nicht viel antworten kann, faellt es mir jetzt leichter.
Aber ich muss noch ueben...
Erklaert mal in einer fremden Sprache, die ihr erst seit kurzem lernt das deutsche Pfandflaschensystem!
Letztendlich habe ich es zwar geschafft, aber was ich hier fast noch meh uebe als das Spanische ist alles moegliche pantomimisch darzustellen.
Wie stellt ihr dar, dass man seinen Thunfisch nicht so gerne aus der Dose sondern lieber frisch und gebraten mag?! Ich sehe durch diesen Monitor schmunzelnde gesichter, aber ich verzweifle dabei.
Viel habe ich diese Woche eigentlich nicht gemacht. Gecshlafen, gegessen, Spanisch gelernt...
Einen Tag allerdings war ich mit meinem Gastvater in einem Shopping-Center, die hier zu Hauf existieren.
Ich brauchte neue Schuhe fuer die Schule, denn die Schuluniform schreibt vor, dass zu der Uniform, die aus
einer Mischung aus Weste und Rock, einer Bluse und einer Krawatte mit Schullogo oder einem Poloshirt mit demgleichen Logo besteht, schwarze Mokassins getragen werden mussten.
Leider habe ich bis jetzt noch keine passenden gefunden, aber spaetestens am Montag werde ich welche kaufen muessen.
Die Schuluniform hier gefaellt mir, allerdings stehe ich diesem Thema ohnehin von Grundauf positiv gegenueber, da ich persoenlich denke, dass dadurch tatsaechlich weniger Ausgremzumg ensteht und das Zusammengehoierigkeitsgefuehl gestaerlt wird.
Schuluniform hier ist nicht gerade das guenstigste, was man kaufen kann, denn allein das noetigste, kostet auf den Privatschulen, die wir von unserer Organisation aus alle besuchen, was hier in Argentinien nicht ungewoehnlich ist, oft um die 100 Euro (500 Pesos).
Ich habe Glueck, denn meine aeltere Gastschwester, die im zweiten Semester Rechtswesen und Politik studiert, hat dieselbe Schule besucht, die ich hier besuchen werde und ich darf ihre Schuluniform tragen, die mir, obwohl sie eigentlich kleiner und ein wenig schmaler als ich scheint, doch ein klein wenig gross ist.
Aber das laesst sich mit dem dazugehoerigen Guertel sehr leicht kaschieren.
Gestern habe ich einen neuen Brauch Argentiniens kennen gelernt:
Dann haben meine Eltern mehr geld uebrig, mir die reisen hier zu bezahlen, die man, mit insgesamt fuenf an der Zahl, von der hiesigen Organisation aus machen kann, um das land besser kennen zu lernen.Ich habe meine Eltern ueberreden koennen, mir alle zu gestatten, worueber ich mich sehr freue und dafuer auch nocheinmal "Danke" sagen moechte.
Ich bin schon jetzt voller Vorfreude auf die erste Reise, die bereits in zweieinhalb Wochen stattfinden wird, und mich nach Buenos Aires, der Hauptstadt Argentiniens, fuehren wird.
Uebrigens habe ich gestern einen Argentinischen brauch kennen lernen duerfen, denn hier werden am 29. eines jeden Monats in vielen Haeusern Gnocchi gegessen, und wenn man seinen Teller leer ist, und in danach hochhebt, entdeckt man zwei 25 Centavos Stuecke, die man sich nehmen darf.
Diese Centavos bekommt man allerdings auch, wenn man nicht auf isst, denn als meine Schwester und ich die Gnocchi zusammen gegessen haben, die sie selbst "gekocht" (d.h. warm gemacht und Sosse darzugetan) hat,
waren auf unseren Tellern so grosse Portionen, dass wir sie beide nicht aufessen konnten.
Die Centavos haben wir uns dennoch genommen... :-)

Ich denke, dass ich jetzt lange genug den Computer meiner armen Gastfamilie blockiert habe und es Zeit wird, diese jetzt wieder ihre Facebook-Geschafte machen zu lassen, so wie es hier fast alle Argentinier tun (selbst mein Schuldirektor hat Facebook!).
In Erwartung von vorfreudigen Gesichtern auf den naechsten Post,
die euch vermissende
Anja

Montag, 26. Juli 2010

Tango Argentino

Willkommen zu meinem naechsten Post und damit auch zu meinem ersten Post aus meiner Gastfamilie.
Da es mir einfach zu muehsam ist, jedesmal die kuerzel fuer Sonderzeichen zu gebrauchen, muesst ihr euch wohl oder uebel an ae, oe, ue und ss gewoehnen. Lesbar ist es hoffentlich auch auf diese Weise.
Wo hat eigentlich mein letzter Post aufgehoert? Ich denke bei der Stadtrundfahrt unserer deutschen Gruppe.
Dort setze ich hier auf wieder an.
Die Einfuehrungswoche hier in Córdoba, oder besser in einem Vorort der Stadt namens Rio Ceballos war merklich anstrengend. Auch wenn ich viel gelernt habe, was mir fuer meinen Auslandsaufenthalt von Nutzen sein wird, leide ich jetzt unter erhoehtem Schlafbeduerfniss. Letzte Nacht, uebrigens die erste in einem Zimmer mit meiner juengeren Gastfschwester, mit der ich mir ein Zimmer teile, habe ich ungewohnte zehn Stunden geschlafen. Diese hatte ich dringend noetig. Vier Stunden Spanischunterricht Tag fuer Tag und unglaublich viele neue Informationen, die mir alle wichtig vorkommen muessen versuchen einen gemeinsamen Platz in meinem Kopf zu finden.
Den letzten Tag im Hotel "Los Pinos", also den Tag an dem wir zum ersten Mal unseren Gastfamilien leibhaftig gegenueberstehen sollten, haben wir groesstenteils damit verbracht, Empanadas zu backen.
Eben erwaehnte Empanadas sind ein in Argentinien, gerechtfertigterweise, sehr beliebtes Gericht.
Ich zumindest esse sie sehr gerne. Empanadas sind Teigtaschen (ich bin mir nicht sicher, aber ich denke es ist eine Art Blaetterteig) mit einer Fuelung aus Hackfleisch, verschiedenen Zutaten ,wie Zwiebeln, und Gewuerzen. Es gibt sie in vielen verschiedenen Arten, doch die drei bekanntesten sind die Suessen, die Pikanten und die "Arabischen". Letztere Unterscheidet sich von den beiden zuerst genannten nicht nur in Zutaten und somit auch im Geschmack, als auch in Aussehen, denn Empanadas haben eine ganz besondere Form. Die Teigfladen, die man mit dem Hackfleisch befuellt, sind kreisfoermig. Nachdem man einen Loeffel der Fuellung auf diese Teigfladen hat fallen lassen, werden diese uebereinandergefaltet, am Rand zusammengedrueckt und in verschiedenen Techniken am Rand bearbeitet, damit man von aussen erkennen kann, welche Fuellung sie beinhalten. Leider finde ich meine Kamera gerad enicht und meine "kleine Schwester" hat sich bereits schlafen gelegt, sonst wuerde ich an dieser Stelle ein Foto der vollen Empanada-Bleche hochladen. Diejemigen, die mich kennen, wissen, dass ich Essen generell sehr skeptisch gegenueberstehe. Dennoch habe ich versucht, leachelnd in meine ersten Empanadas zu beissen und ich muss sagen; Nachher viel mir das Leacheln gar nicht mehr schwer. Me gustan las Empanadas! Aber an diejenigen der Arabischen Sorte werde ich mich nie gewoehnen. Zu viel Paprika. Aber was ich fast vergessen haette:
Zurueck zum Unterschied der Arabischen von den restlichen Empanadas.
Wie letztere Zustande kommen hatte ich gerade erklaert und auch bei ersterer Sorte beginnt man mit einem runden Teigfladen und der Fuellung. Dieser Teigfladen wird dann aber im ersten Schritt zu einer Tuete zusammengefaltet und anschliessend im zweiten Schritt von der oberen zu einem Dreieck geschlossen.
Gemeinsam mit allen Deutschen im Hotel "Los Pinos" in einer Kueche zu stehen hat mir gefallen, da ich auch alleine gerne Koche und besonders viel Spass am Backen finde.
Als dann unsere Empanadas fertig waren, sassen wir voller Erwartung beisammen. Wie wird es sein? Wie soll ich reagieren? Werden sie mich ueberhaupt vesrtehen koennen?
Viele Fragen gingen mir dabei durch den Kopf. Drei Familien waren schon anwesend, als meine Gasteltern mit ihren zwei Toechtern in Begleitung einer der Organisatorinnen der Einfuehrungswoche im Tuerrahmen erschienen.  "Wer erkennt seine Gastfamilie?" fragte sie.
Obwohl ich keine gesprochene Antwort in perfektem Spanisch zum besten gab, sondern einfach nur vom Sessel vor dem Kamin aufsprang und zu meiner Familie-auf-Zeit lief, war wohl jedem Beobachter klar, dass ich mein neues zu Hause erkannt hatte.
Und sie mich dann auch... Hoffe ich...
Aber diesem ganzen Ereignis standen viele Lektionen ueber Argentinien und seine Bewohner bevor. Einiges, aber nicht alles, was ich davon mitgenommen habe, will ich euch im Folgenden mitteilen:
Argentinier sagen niemals "Nein", auch wenn sie es eigentlich gerne moechten.
Argentinier sagen niemals, was sie wirklich denken.
Argentinier vestehen keine Ironie.
Argentinier ziehen niemals zwei Tage hintereinander diesselbe Kleidung an.
Argentinier sind niemals irgendwo alleine und das Wort Privatsphaere ist ihnen vollkommen Fremd.
Argentinier laecheln, auch wenn ihnen nicht zum Laecheln zu Mute ist.
Unterwaesche wird hier von jedem eigens von Hand gewaschen.
Und zu guter Letzt die beste Nachricht:
Man braucht unglaublich viel Fingerspitzengefuehl, um mit Argentiniern umzugehen.
Na dann mal Prost!
Denn:
ich habe nicht gerade Probleme mit Ironie.
Ich sage immer "Nein", wenn ich etwas nich will.
Ich sage immer und (so gut wie) ohne Ausnahme, was ich denke.
Ich ziehe meine Hosen eigentlich immer zwei Tage hintereinander an, wenn sie nicht dreckig geworden sind.
Ich habe keine Probleme damit, mich einfach mal mit einem guten Buch alleine in mein Zimmer zu setzen.
Ich bin kein mensch, der ueber beide Ohren strahlend durch die Welt laeuft.
Meine Unterwaesche waescht meine Mutter in der Waschmaschine.
Und Fingerspitzengefuehl ist bei mir zugegebenermassen nicht in jeder Situation vorhanden.

Dennoch freue ich mich auf das kommende Jahr.
Weso? Weil ich gerade nur die Hindernisse aufgezaehlt habe, die es zu ueberwinden gilt, nicht aber Probleme!
Und Herausforderungen mochte ich schon immer.
Neben diesen Unterschieden in den Perrsoenlichkeiten der Argentinier und mir, existiert aber noch das groesste Hinderniss: Die Sprache:
mein Spanisch ist nicht gerade ueberragend, aber ich hoffe von Herzen, dass ich diese Sprache moeglichst schnell lernen werde.
Aber an dieser Stelle will ich nun mit den eigentlichen Geschehnissen hier in Argentinien fortfahren:
nachdem ich von meiner gastfamilie herzlich begruesst worden war, habe ich diesselbe zu Tisch gefuehrt, wo wir uns ein wenig unterhalten haben, bzw, wo sie auf mich eingeredet haben und meine Antworten bei "Si", "No" und "Me gusta..." blieben, bis die Empanadas vorgefuehrt wurden.
Die Empanadas haben allen (auch mir!) geschmeckt und gegen Ende half mir mein Gastvater, meinen 30kg Koffer die Treppe hinunterzuhiefen. Durch meinben Koffer lernte ich auch gleich den Freund meiner aelteren gastschwester kennen, denn meine Gastfamilie hat keinen sonderlich grossen Kofferraum und daher musste benannter Freund kommen, um meinen Koffer abzuholen.
Da meine Gastoma gleich zwei Strassen neben dem Hotel wohnt, haben wir diese gleich besucht und ich habe das erste mal in in meinem kurzen Leben "Mate" probiert. Dieser Tee ist das argentinische Nationalgetraenk und als man versuchte mir zu erklaeren, was "armado" bedeutet und daran scheiterte, gab man mir ungesuessten Mate zu trinken. Sehr gewoehnungsbeduerftig und sehr armado.
Es bedeutet bitter. Mein Gastvateer fand meinen Gesichtsausdruck wohl sehr zum lachen.
Auf dem Bild scheint mir die Sonne ins Gesicht.

Am Abend fuhren wir in mein zukuenftiges Heim und ich durfte die beiden Familienhunde kennenlernen.
Zum kleineren Hund, einem Dackel namens Maximo, wurde mir das Wort "crazy" in den Mund gelegt. Es stimmt. Dieser Hund ist durchgedreht. Aber lustig.

Da meiner Familie mein Husten sofort auffiel und ich auf wiederholtes Nachfragen antwortete, dass ich tatsaechlich Halsschmerzen habe, wurde heute morgen eine Freundin der Familie, eine Gastmutter eines anderen Deutschen und Aertztin ins Haus geholt. Mir wurde Antibiotika und eine Gurgelloesung (grrrrrrr!) verschrieben und ich hoffe, dass es mir bald besser gehen wird.
Nach dem Besuch dieser Frau durfte ich meine andere Gasstgrossmutter kennen lernen. Sie wohnt in etwa eine Autostunde von meinem Standort entfernt.
Auch sie ist eine sehr liebe Frau und ich wurde hier ueberall herzlich aufgenommen.
Bei dieser "neuen Oma" wurde heute ein Asado veranstaltet, um mir die Argentinische Art des Grillens naeher zu bringen.
Ich kann nur sagen: Lecker und bitte nicht zu viel, sonst komme ich nachher noch als Tonne wieder...

Auf der Rueckfahrt des Besuches, haben wir noch kurz bei anderen verwandten gestoppt, die mich auch noch unbedingt kennen lernen wollten. Jetzt bin ich muede, was man wahrscheinlich auch an meinem Schreibstil bemerkt...
Ich gehe jetzt gleich schlafen. Gute Nacht und denkt daran: Anja hat euch lieb!

Mittwoch, 21. Juli 2010

Fasse Fuß in den Wolken

Ersteinmal ein herzliches "Hallo" an meine Lieben.
Leider konnte ich mich nicht früher melden, was allerdings nicht am fehlenden Internet, sondern an der mangelnden Bereitschaft meines Laptops eine solche aufzubauen...
Und meine Schreibbegegeisterung an der Tastatur eines iPod touch auszuleben gestaltet sich als etwas schwierig, doch jetzt kann ich dank der Nächstenliebe einer neuen Freundin wieder Kontakt zu euch aufnehmen.
In dem folgenden Post werde ich euch meinen Flug und die ersten Eindrücke meiner neuen (fast) Heimat schildern.
Am Morgen meines Abfluges bin ich nach etwa zwei Stunden Schlaf mit geschwollenen Augen aber voller Vorfreude auf viele neue Eindrücke aus dem Bett gestiegen. Für meine Verhältnisse zeigte ich eine ungewöhnliche Menge an morgendlichem Elan. Meine Freunde wissen, dass es mir daran für gewöhnlich etwas mangelt. Wir fuhren verhältnissmäßig früh mit dem Auto nach Frankfurt ab, da der Samstag meines Fluges auch der erste Tag der nordrhein-westfälischen Sommerferien und damit Stautag war.
Obwohl ich also erst um 19:40 abfliegen sollte, saßen meine Eltern, meine Brüder und ich also um bereits elf Uhr in Erwartung einer von Stau gekennzeichneten Fahrt nach Frankfurt im Auto.
Wie sich vielleicht schon aus dem Tonfall des Textes entnehmen lässt, gerieten wir auf dem Weg zum Flughafen in keinen Einzigen Stau und waren damit viel zu früh am Ziel, wo wir dann gemeinsam bis fünf Uhr auf den Beginn des Einchecken warten durften.

Wie erwartet lief bei mir alles planmäßig und ohne weitere Verschiebungen ab.
Der Abschied von meiner geliebten Familie viel mir schwer und mir kommen bis jetzt noch Tränen in die Augen, wenn ich an diesen denke, obwohl ich natürlich weiß, dass ich sie in spätestens zehn Monaten leibhaftig und währenddessen zumindest via Internet zu Gesicht bekommen werde.
Bereits beim Einchecken habe ich die ersten Jugendlichen meiner Organisation gesehen, die ebenfalls nach Argentinien fliegen, getroffen und nach der Sicherheitskontrolle begegneten wir uns dann wieder.
Wir schienen, wie zumindest ich denke, alle etwas mitgenommen von dem Abschied, auch wenn in diesem Fall ein Abschied auch einen neuen Anfang bedeutet.
Drei von uns kamen mit leichter Verspätung aus Berlin angeflogen, um von Frankfurt aus ihre Reise mit uns nach Madrid fortzusetzen. Auch hier Verlief alles planmäßig und wir alle hoben um acht Uhr vom deutschen Boden ab, um uns zu neuen Ufern zu begeben.
Das Flugzeug, ein A340 der Fluggesellschaft LAN Chile, war den Umständen entsprechend bequem und ich bin froh, dass ich in diesem die erste größere Flugerfahrung meines Lebens gemacht habe.
Was ich am Fliegen am meisten Schätze ist, wie ich denke, der Start und die Turbulenzen. Anderen Personen wird schlecht, wenn sie nur an solche Situationen denken, ich liebe das Gefühl des Fallens und wieder aufgefangen werdens. Es macht regelrecht süchtig.
Eigentlich habe ich die seit ich klein war immer bisweilen wiederkehrenden Fall-Träume immer gehasst, doch das Fliegen bereitet mir trotz leichter Höhenangst keine Panik.
Hoch über den Wolken abgelöst vom Rest der Welt und am liebsten mit Fensterplatz könnte ich Stunden zu bringen. Immer wieder fallend um steigend.
Aber ihr leidet wiedere unter meinen euch wohlbekannten Abschweifungen, zurück zum eigentliche Thema:
Dem verlauf meinhes Fluges, zudem sich nicht viel weiteres erzählen lässt.
Alles verlief planmäßig. In Madrid verließen wir unser Flugzeug für eine Stunde, damit sowohl dieses als auch meine Gruppe auftanken konnten. Dann überquerten wir nachts mit Decken und Kissen von der Fluggesellschaft ausgestattet den Ozean, der Europa von Amerika trennt. Diesen Flug habe ich dank Oropax nahezu in seiner gesamten Länge verschlafen. Von den elf  Stunden flug habe ich nur drei mitbekommen und in diesen habe ich mir den Film "Being John Malkovich" angeschaut. Während dieses Fluges hatte jeder seinen eigenen Fernseher, mit welchem er Filme schauen, spielen und Musik hören konnte, was ich auch während des Schlafens getan habe.
Nur einmal gerieten wir in Turbulenzen, von denen ich indirekt auf Grund einer Anschnallempfehlung aufwachte. Aber besagte Turbulenzen wiegten mich im Takt der Musik schnell wieder in den Schlaf.
Nach der Landung in Santiago de Chile erfuhren wir durch Nachfragen bei der Fluggesellschaft, dass unser Flug wohl in etwa zweieinhalb Stunden verspätung haben wird. Eine sehr nette Frau erklärte uns in freundlichem Spanisch und seeeeeehr langsam, dass wir auf Kosten der Fluggesellschaft in einem betsimmten Restaurant Essen gehen könnten, was wir dann auch taten.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits die "Schinken-Käse-Schmerzgrente überschritten" und sie wurde durch das Schinken-Käse-Sandwich im Restaurant auch  nicht gerade höher gelegt. Essbar war es dennoch.
Nach dem Flug von Santiago nach Córdoba, Argentinien, der letztendlich mit ca. drei Stunden verspätung ankam, mussten wir durch die "Migracion", an der es keine wirklich großen Probleme gab und dann unsere Koffer abholen. Der Koffer eines mitreisenden Jugendlichen war abhanden gekommen.
Trotzdem: Letztendlich haben wir es am 18. Juli gegen vier Uhr geschafft, den Flughafen Córdoba zu verlassen und meine Füße das erste Mal meines Lebens über festen, argentinischen Boden laufen zu lassen.
Der Boden, auf dem ich die nächsten zehn Monate verbringen werde.
Eine freundliche Mitarbeiterin von SET ( meiner Partnerorganisation)  mit nahezu perfekten deutschkenntnissen, holte uns vom Flughafen ab und wir alle fuhren mit dem Bus zum Hotel, in dem unsere Einführung in Kultur und Sprache stattfinden sollte.
Als wir ankamen, erfuhren wir, dass wir mit unserem Flug wirklich Glück hatten, denn die Schüler der beiden anderen Organisationen (Open Doors und GLS) hatten entweder den Flug verpasst, steckten in Urugay oder Brasiilien fest oder waren schlicht und einfach ganz verschollen.
Doch, welch ein Glück, lässt sich jetzt mitlerweile sagen, dass wir allesammt wohlbehalten und mehr oder weniger Vollständig (vier Schüler hatten keinen Koffer mehr, doch spätestens heute sind alle wieder aufgetaucht) hier im Hotel angekommen.
Ich hatte bereits einige Spanischstunden, denn wir lernen hier vier Stunden am Tag  und auch in der ersten Woche bei meiner Gastfamilie werde ich noch nicht die reguläre Schule besuchen, sondern weiterhin nur Spanischunterricht erhalten. Was für Wochen!
Jedenfalls ist es hier gerade Winter und ich friere mir bei tagsüber 15° und nächtlichen 5° langsam den A***h ab. Nächste Woche solle es wieder wärmer werden und ich danke Jesus, Buddha und Spongebob herzlich dafür. Nach dem morgendlichen Spanischunterricht haben wir heute eine Stadtrundfahrt durch Córdoba unternommen. Nur um Isa und Mariechen einige Bilder zu zeigen habe ich die Qual auf mich genommen und habe in einer kurzen Pause unter gequältem Gesichtsausdruck eine der hier wie Sand am Meer verstreuten Kirchen betreten. Ich erwarte Applaus, der bis nach Argentinein dringt, meine Lieben!
Im folgenden möchte ich euch noch ein paar Bilder von Córdoba zeigen.


Jetzt habe ich euch nach diesem erschöpfenden Wortschwall fast alles mitgeteilt, was ich euch mitteilen wollte. Ich hoffe ihr freut euch auf meinen nächsten Post.
PS: Nachdem mich hier jemand auf mangelnde Rechtschreibung und Zeichensetzung hingewiesen hat, möchte ich noch mitteilen, dass diese nicht Zeichen mangelnden Verständnisses für dasselbe sind sondern rein stilistischen Zwecken dienen. Danke

Freitag, 16. Juli 2010

Packe dein Leben in einen Koffer...

Ich weiß, ich weiß: Eigentlich hatte ich vor mich erst wieder zu melden, wenn ich (hoffentlich sicher und ausgeruht) in Argentinien gelandet bin, doch in den wenigen Tagen, die jetzt zwischen den beiden Einträgen liegen, hat sich schon einiges ereignet, was es wert ist, darüber zu schreiben.
Ich habe in den letzten Tagen, trotz der fünf Stunden Zeitverschiebung, die zwischen Argentinien und Deutschland liegen, öfter via Facebook-Icq-Chatt mit meiner jüngeren Gastschwester kommuniziert.
Ich freue mich schon auf die Erfahrung einer neuen Familie und eines völlig neuen Umkreises gleichwohl ich doch in gewisser Weise auch traurig bin, meine Familie und meine Freunde hier zurückzulassen...
Jedenfalls ist heute Freitag der 16.07.2010 und mein Abflug ist auf den Abend des nächsten Tages gesetzt.
Doch bevor man fliegt, ist es natürlich unumgänglich, dass der Koffer gepackt wird. Jeder fliegende Urlauber weiß: Es ist ein Problem, alles, was man für zwei Wochen Urlaub braucht, in einen Koffer mit der Freigepäckgrenze von, in meinem Falle, 23kg zu packen. Ich muss nur eben meinen Koffer nicht nur für zwei Wochen Strandurlaub, sondern für zehn Monate Leben packen. Der Beginn eines nahezu unmöglichen Unterfangens:
Ich begann mit meiner Kleidung. Da ich eben erfahren hatte, dass in Córdoba momentan eine Kältewelle herrscht, mussten in erster Linie die wunderbar schweren Wintersachen eingepackt werden.
Danach noch Bücher. Deutsche Bücher. Vorrat für 10 Monate.
Was fehlt noch? Natürlich alles, was ich sonst noch brauche. Alles zusammen nach dem ersten Wiegen?
25kg. Zuviel. Was also herausnehmen? Ein Paar Schuhe. Meine Querflöte und ein Satz Anziehsachen ins Handgepäck, dass ebenfalls nur eine Freigepäckgrenze von 8kg hat und alles nochmal gewogen.
Mein Koffer war immer noch um einen Kilogramm zu schwer und so musste weiter umgepackt werden.
Nach zwei nervenaufreibenden Stunden und zwei Büchern, die ich schweren Herzens in Deutschland zurücklassen musste, war das Wunder  vollbracht. Exakt 23 kg im Koffer und 8kg im vollgepackten Handepäck. Eine Freude machte sich in mir breit, denn diese Hürde schien überwunden.
Doch wie sich vielleicht schon aus meiner Formulierung entnehmen lässt:
Diese Hürde schien überwunden.
Denn ein für mich recht unerwartetes Ereignis rollte gleich einer großen Wolke auf mich zu.
Ein zwar durchaus positiv zu nehmendes Ereignis, aber gleichfalls eines, das das Gewicht meines Koffers aus dem Gleichgewicht brachte.
Um etwa fünf Uhr des Nachmittages fuhr ich mit meinem Bruder einkaufen. Wir wollten den letzten Abend des Zusammenseins meiner Familie mit einem Grillen genießen und benötigten dazu noch Pappteller. Außerdem hatte ich Hunger auf Chips...


Jedenfalls war in unserem Garten als ich zurückkam und denselben betrat eine große Menge Menschen versammelt. Sie alle wollten mit mir zusammensein an dem letzten Abend, den ich hier in Deutschland verbrachte. Auch meine besten Schulfreundinnen waren gekommen um sich von mir zu verabschieden und sie alle, also sowohl meine Verwandtschaft, als auch meine Beknnten und Schulfreundinnen, hatten Abschiedsgeschenke für mich vorbereitet.  Sicherlich ist klar, dass diese das benannte Ungleichgewicht meines Koffers verursachten, denn besonders drei liebe Mädchen, die mir unbedingt ein Geschenk für jeden Monat mitgeben mussten, sind daran Schuld, dass ich nun 70€ für das Übergepäck bezahlen darf. So handhabt es meine Fluggesellschaft. Wer mehr als 23kg mitnimmt, muss für 32kg zahlen, die er dann auch mitnehmen darf.
So viele schöne Geschenke, so viele liebe Abschiedsworte, über die ich mich sehr gefreut habe.
An dieser Stelle ein großes Dakeschön an alle.
Aufgrund des wunderbare sommerlichen Wetters, hatten wir viel Spaß, wie vielleicht auf einigen Bildern zu sehen ist. Ich hatte einen klaren Heimvorteil, denn als einzige hatte ich Badesachen. Alle anderen mussten mit dem vorlieb nehmen, was sie am Leib trugen. Und danach mit einigen meiner T-Shirts.
Bis Bald und bleibt voller Vorfreude auf meinen nächsten Post.
Anja 

Montag, 5. Juli 2010

Die Reise rückt näher

Ich weiß, dass ich nun schon seit längerer Zeit nicht mehr geschrieben habe, aber ich wollte auf den gegebenen Anlass warten. Wenn ich nichts zu berichten habe, schreibe ich auch nicht.
Aber ich denke, dass jetzt wieder ein zetpunkt ist, an dem ich meinen Blog wieder auf den neuesten Standpunkt bringen sollte, denn diese Woche scheinen gleich mehrere Ereignisse über mich herzufallen:
Letzte Woche Donnerstag habe ich dem Argentinischen Konsulat in Bonn zwecks meines Visums einen Besuch abgestattet. Ohne Visum nämlich kein Auslandsaufenthalt.  Generell ist dazu nichts beonderes zu erzählen.
Ein Tag schulfrei wurde mir zugesprochen, da das Konsulat den Termin (leider *hust*)  nur auf einen Morgen legen konnte. Es wurden mir verschiedene Dinge gesagt, die ich mitbringen musste, wie z.B. zwei Passfotos, meinen Reisepass und meine Eltern. Das Haus, das ich dann an dem Tag betrat, glich einer netten Villa. Nach etwas Wartezeit (wir waren ca. 40 Minuten zu früh) betrat ich zusammen mit einer netten Frau einen Raum mit einem Schreibtisch und einigen Stühlen. Wir setzten uns und musten einige Anträge ausfüllen, die für meinen Aufenthalt notwendig sind wie zum Beispiel eine Art Aufenthaltsbestimmung, die meine Eltern unterzeichnen mussten, damit ich in Argentinien ein- und auch ausreisen kann.
In etwa eine Stunde dauerte das Gespräch, an dessen Ende die wichtigste Frage gestellt wurde, die angesichts der Fußballweltmeisterschaft 2010 im Raum stand: Wier stehst du zu dem kommenden Spiel Argentinien gegen Deutschland, das am Samstag stattfinden wird?
Ich antwortete, dass ich mir nicht sicher sei, da Argentinien wohl doch eine starke Mannschaft ist, Deutschland aber auch...
Da lag ich wohl daneben. Das Spiel endete 4:0 für Deutschland und ich habe mein Visum.


Heute habe ich ,wie eigentlich jeden Tag, meine Mails gecheckt und htte zwei Mails mit Facebook-Freundschaftsanfragen im Postfach. Von zwei sympathisch aussehenden Mädels, die ich aber dennoch nicht kannte. Ich schaute mir ihre Profile an und ihr Wohnort ließ mich innehalten:
Cordoba, Argentinien. Nach etwas eingehenderer Recherche wurde mir klar: Die beiden sind meine Gastschwestern. Juhuuuuuuuuuuuuuuuuu!!!! Jetzt weiß ich, mit wem ich die nächsten zehn Monate verbringen werde! Da hat mich meine Gastfamilie wohl schneller gefunden als der Brief der Organisation...
Ich scheine zwei Gastschwestern zu haben. Valentina und Carolina. Meine Gasteltern heißen José und Edith. Ich freue mich schon darauf, alle näher kennen zu lernen. Argentinien ich komme!
Ich werde mich dann spätestens nocheinmal melden, wenn ich in meiner Einführungswoche in Cordoba ein Internetcafé finde. Ach, der Flug rückt immer näher! Wenn ich richtig rechne, sind es nur noch zwölf Tage bis zum Flug. Bis dann!

Nachtrag :
Heute, einen Tag nach meinem gestrigen Post, habe ich auch von der Organisation die offiziellen Unterlagen mit meiner Platzierung per Mail zugeschickt bekommen. Wie berichtet habe ich zwei Gastschwestern, eine ältere, die im 2. Semester Politik studiert und eine jüngere, die jetzt das erste Jahr mit mir gemeinsam auf meine Schule in (umgerechnet) die 7. Klasse geht.
Das ist die Homepage der Schule, die die jüngere Schwester mir gezeigt hat:
http://www.sagradafamiliasj.edu.ar/

Meine Gastfamilie lebt in einem Einfamilienhaus mit kleinem Pool im Zentrum Córdobas.
Meine Gastmutter ist Krankengymnastin und hat eine eigene kleine Praxis im Haus, deshalb ist sie auch immer Mittags für mich erreichbar, mein Gastvater ist Angestellter in einer großen Firma.
Die Familie hat zwei kleine Hunde, worüber ich mich besonders gefreut habe, denn Hunde habe ich sehr gern.
Ich habe gestern Abend noch in etwa eine Stunde mit meiner neuen kleinen Schwester gechattet.
Ich danke allen, die es ermöglicht haben, dass es heute das Internet gibt!
Obwohl ich erst ca. 3-4 Monate Spanisch lerne, konnte ich mich mithilfe eines Onlinewörterbuches schriftlich doch sehr gut verständigen. Hoffentlich funktioniert das genauso gut, wenn ich mich wirklich sprechend verständigen muss...

Freut euch auf meinen nächsten Post.
Anja